Während ich mit Simulationen zu MT69 befasst war öffnete ein user
silent auf www.besslerwheel.com am 25. November einen neuen post
„Lazy tongs question”. Die Skizze eines Scheren-Systems mit
einer großen Masse unten und einer kleinen oben regte mich an diese
Idee in mein Unwuchtsystem einzubauen und zu simulieren. Die große
Masse setzte ich ins Zentrum, sie sollte gemäß MT69 das
Ein- und Ausschwingen der Fluggewichte erleichtern. Obwohl ich die Szene
nicht stabil simulieren kann (die Simulation zerlegt sich immer wieder
durch Schwingungsaufschaukelungen), konnte ich eine Gif-Animation
zustandebringen und meine Vermutung bestätigen.
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Die rote Masse im Zentrum kann wie der Kolben in einem Zylinder auf- und
abschwingen und spannt dadurch das System vor. Der eigentliche Hub kann
dann mit wenig Energie ausgelöst und durchgeführt werden.
Das System mit den zwei „Spurstangen” macht die Szene stabiler
und kann gleichzeitig gut gebraucht werden um per Schubdüsen den
Umschwung zu erreichen. Im Bessler-Rad machte das aber ein Pendel,
der pro Radumdrehung zwei volle Schwingungen ausführte.
Wie man in der Animation sieht werden die Schubdüsen nur kurz
gezündet. Der Verlauf des Energie-Inputs entspricht genau dem,
den ein Pendel liefern kann, ansteigend - Maximum - verlaufend.
Das Verhältnis von Zentralmasse zu Fluggewichtsmasse muss so
eingestellt sein, dass ohne die zusätzliche Anregung kein Umschwung
ausgelöst wird.
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Auch das Gewicht des Scherengestänges trägt zur Unwucht bei,
MT14 lässt grüßen.
Von Anfang an hatte ich bei dieser Szene eine Assoziation zu einem
sehr unverständlichen Vers von Bessler auf Seite 82 im Buch
Apologische Poësie:
„Der wird ein grosser Künstler heissen/
Wer ein schwer Ding leicht hoch kan schmeissen/
Und wenn ein Pfund ein Viertel fällt/
Es vier Pfund hoch vier Viertel schnellt.”
Die vierte Zeile kann ich jetzt relativ einfach interpretieren:
Ein Fluggewicht entspricht einem Pfund. Zwei davon müssen
um jeweils 180 Grad (zwei Viertel) hochgedreht werden, also
vier Viertel. Bei beiden muss sowohl das eigentliche Gewicht
gehoben werden, zwei Pfund, wie auch die Fliehkraft
überwunden werden, was nochmal in etwa derselben
Energie bedarf. Das wären dann vier Viertel und vier
Pfund.
Mit der dritten Zeile wollte Bessler wahrscheinlich
ausdrücken, dass er zum „hochschnellen”
viel weniger Energie benötigt als das physikalische
Gesetz actio = reactio verlangt.
Man kann jetzt natürlich einwenden, dass die Energie
zum Vorspannen ja trotzdem gebraucht wird,
aber das wird sich noch von selbst relativieren.
Hier noch die Algodoo-Datei zum
download.
Die Datei ist wie gesagt nicht stabil und deshalb nicht zur
Simulation in Echtzeit geeignet. Ich wäre dankbar, wenn
jemand dieses Problem lösen könnte.
Die beiden Schubdüsen können mit den Tasten 1 und 2
aktiviert werden.
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