„Der sind nun immer zwey und zwey/
Nimmt ein Ding äusserlich die Stelle/
So fährt das andre an die Welle/”
... so schreibt Bessler in AP 81.
Nachdem der Antrieb der Fluggewichte jetzt prinzipiell geklärt ist, geht es nun
an die Ausarbeitung der Mechanik, insbesondere der großen Übersetzung.
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Die Übersetzung erfolgt hier durch die gelben Hebel.
Der türkise Hebel kann sich nur geringfügig in seinem
Langloch bewegen. Im Bild ist das obere Fluggewicht
innen und die gelbe Mechanik (Hebel und Seil)
hält den türkisen Hebel oben.
Wenn jetzt der Stampfer eingreift, so wird der türkise
Hebel nach unten gedrückt, der gelbe Hebel schwenkt
nach rechts und dreht per Seilzug das Fluggewicht
nach aussen.
Die zwei gelben Hebel stellen im Prinzip die Spar-
Ausführung eines Scheren-Mechanismus dar.
Bis auf den vorher mit A bezeichneten Drehpunkt
wirken alle auftretenden Kräfte beschleunigend
auf das Rad.
Anfangs müssen sich beide Fluggewichte in Bewegung
setzen und sogar angehoben werden. Genau da liefert
der Stampf-Mechnismus die größte Kraft. In der
Mitte der Schwingbewegung sinkt der Kraftbedarf,
da das untere Gewicht wegen des Pirouetteneffekts
relativ leicht einschwingt und beim oberen schon die
Fliehkraft wirkt, der Stampfer fängt an sich zu heben.
Dann aber steigt der Kraftbedarf wieder, wenn das
obere Fluggewicht aussen eigentlich langsamer
werden will, aber schneller werden muss.
Hier bleibt der Stampfer noch aktiv bis das
Fluggewicht seine Endposition erreicht hat.
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Wie schon von früheren Simulationen bekannt hat Algodoo Probleme mit solchen Aufgaben.
Die Gif-Animation konnte nur erstellt werden bei sehr langsamer Drehzahl und minimierten Massen.
Die zur Animation verwendete Algodoo-Szene kann
hier
herunter geladen werden.
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Die ersten zwei Räder hatten drei Stampfer
und damit wohl sechs Fluggewichte.
Die Gewichte bei 6-Uhr und 12-Uhr stehen hier
vor dem Ein- bzw. Ausschwingen.
Man kann sehen, dass die Gewichte bei 2-Uhr
und bei 4-Uhr eine Unwucht und damit ein
Drehmoment in Drehrichtung erzeugen.
Nach den vorangegangenen Überlegungen
kommt die Kraft zum Ein- und Ausschwingen
zum Großteil aus der Reaktionskraft
bei der Stampferhebung.
Die Unwucht (2- und 4-Uhr) muss also nur um
ca. 20 bis 30 % mehr Drehmoment erzeugen als
zur reinen Stampferhebung notwendig wäre.
Im Prinzip also nur noch eine Optimierungs-
Aufgabe sowie das Unterbringen
der Zapfenmechanik in der Achse.
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Die Zapfenmechanik in der Achse sieht anfangs schwieriger aus als sie
dann eigentlich ist, wenn man sie dreidimensional angeht.
Man kann den Drehpunkt A sogar so in die Achse verlegen, dass
er keinerlei rückwärts gerichtetes Moment mehr
erzeugt - MT69 läßt grüßen.
Es gilt also nur starre und verwindungsfreie Materialien zu finden und die
Aufhängungs- bzw. Drehpunkte an den richtigen Stellen zu plazieren.
Mit der heutigen Technik ist das sicher kein Problem, in der Zeit Besslers
jedoch eine Herausforderung und absolut bewundernswerte Leistung.
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