Hinter der Grafik am Ende von Besslers Buch Poëtische Apologie,
die ich bis jetzt als Motus bezeichnet habe, verbirgt sich tatsächlich
nichts Geringeres als der Kern-Mechanismus der beiden großen
bidirektionalen Räder.
Man muss sie nur in 3D betrachten.
Wer wollte da noch Bessler als Betrüger bezeichnen und sein Genie als
Erfinder von selbstlaufenden Maschinen anzweifeln.
Aber der Reihe nach:
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Das Bild links ist das Original
aus dem Buch Poëtische Apologie
Das Bild rechts ist die Draufsicht
auf eine Konstruktion mit Blender
Die zwei Vollkreise im
Original werden noch erklärt,
das würde aber vorerst die
Übersichtlichkeit schmälern.
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Dreht man die Blender-Konstruktion jetzt aus der Draufsicht heraus, dann
entsteht das Bild unten.
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Auf der Welle des Bessler-Rads
drehen sich die Segmente
von Reibrädern
auf drei Ebenen und
jeweils um 120 Grad gedreht.
Die Segmente bestanden wohl
aus einem Material,
das dem heutigen Hartgummi
sehr ähnlich war.
Sie mussten beim Eingreifen
hohe Kräfte aufnehmen
und auch etwas Zurückfedern
können.
(Ein Verbund mit Leder?)
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Das nächste Bild zeigt den Anfang des Hub-Vorgangs einer Ebene:
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Das Reibrad-Segment greift gerade
in das Unwuchtrad
mit den Fluggewichten ein.
Die größte Beschleunigung würde das
Fluggewicht in Achsnähe erfahren.
Da die Feder den Anfangsimpuls
aufnimmt wird sowohl die Kraft als
auch der Verschleiß vermindert.
Die Drehzahl der Motus-Einheit
ist ca. 9 bis 12 mal so hoch
wie die Drehzahl des Rades.
Und wie schreibt Bessler in MT13:
„... oder jemand vorhanden wäre,
der das Gewicht (oben bei D)
immer wie der Blitz aufhübe.”
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Und da kommen wir zurück zu den zwei Kreisen im AP-Originalbild.
Sie stellen wohl den Antrieb (Zahnrad) und
gleichzeitig auch ein Schwungrad für diese Motus-Einheit dar.
Für eine korrekte Funktion muss die Drehzahl
bei mindestens 9 mal der Drehzahl des Rades liegen - da macht ein
Schwungrad schon Sinn.
Man kann sich damit sowohl den Hochlauf beim Startvorgang als auch
das hohe Drehmoment beim Abbremsen des Rades erklären.
Bei einem Faktor 9 darf praktisch kein Schlupf auftreten und
auch der Hochlauf würde kaum funktionieren.
Ich glaube, dass die Drehzahl um den Faktor 12 höher war
und dass Bessler den Schlupf und den regelmäßigen
Überhub irgendwie noch ausgeglichen hat.
Pro Rad-Umdrehung kamen dann ca. 8 Hübe zustande
(gesteuert vom Stampfwerk).
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Und auch MT55 gibt wieder eine kleine Information preis:
E ist also ein Schwungrad.
Wegen der sechs Zapfen (drei Stampfer) habe ich MT55 bisher den ersten
Rädern zugeordnet. Getriebe und Schwungrad sprechen jetzt
aber für die beiden großen Räder.
Auch wenn es bei den großen Rädern vier Stampfer gibt,
bin ich inzwischen überzeugt, dass sie im Inneren drei Ebenen
gehabt haben müssen.
Dazu noch eine kleine Vorschau:
Bei den großen Rädern war die Achs-Seite mit den Zapfen
nicht direkt mit dem Rad verbunden.
Sie hatte eine geringfügig andere Geschwindigkeit.
Wenn das Rad rückwärts lief, dann lief die Achse sogar in
gewohnter Richtung weiter. Sie konnte ja nur in eine Richtung laufen,
sonst hätte das Stampfwerk blockiert.
Das wird noch eine harte Nuss diese Mechanik zu entschlüsseln.
Sicher ist: Bessler konnte gut mit Zahnrädern umgehen
und hat es irgendwie geschafft.
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