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Bekannte RäderBekannt ist, dass Bessler vier Räder öffentlich vorgeführt hat. Zuvor hat er nach eigenen Angaben über hundert Modelle gebaut die alle nicht funktionierten. Er war schon ziemlich am verzweifeln als er 1712 endlich das wichtige Prinzip in der Achse gefunden hat. Das erste selbstlaufende Rad mit diesem Prinzip war zweieinhalb Fuß hoch und konnte auf seiner Stellage beliebig im Raum herumgeschoben werden. Bessler erwähnt dieses Rad in seinem ersten Buch auf der Seite 44. Das Bild zeigt die Räder jeweils im Durchmesser und auch von der Seite, also die Dicke der Radscheibe, wobei nicht alle Maße sicher belegt sind. Von den ersten Rädern ist recht wenig bekannt. Das Rad von Gera 1712 hatte einen Durchmesser von ca. 75 bis 80 cm und eine Breite von nur ca. 10 cm. Es drehte sich mit 50 Umdrehungen pro Minute sehr schnell und war nicht sehr laut. Das zweite Rad von Draschwitz hatte das gleiche Prinzip, war aber fünf Ellen hoch, also ca. 3,1 m. Bei beiden hörte man im Inneren Gewichte anschlagen (auf der Seite zu der hin das Rad sich drehte). Berichtet wird auch von Schleif-, Kratz- und Roll-Geräuschen. In diesen Rädern hat Bessler die Lautstärke durch Belegen mit Filz abgemildert. Beim dritten Rad von Merseburg hat Bessler ein neues Prinzip angewandt, es konnte in beide Richtungen laufen und hatte an der Achse ein Stampfwerk. Dieses Stampfwerk wird in der Regel zu wenig beachtet. Meist glaubt man Bessler wollte damit zeigen was man mit seinen Rädern so alles machen kann. Das Stampfwerk ist aber ein integraler Bestandteil des Prinzips. Mit ihm werden interne Bewegungen ausgelöst oder ermöglicht und wohl auch die interne „Ratschenwelle” angehoben, doch dazu später. Die Räder von Merseburg und Kassel waren je ca. sechs Ellen (3,8 m) groß und liefen unbelastet mit 26 Umdrehungen pro Minute. Bei maximaler Antriebsleistung (ca. 50 Watt) ging die Drehzahl auf 20 Umdrehungen pro Minute zurück. Das Rad von Merseburg war ca. 35 cm breit und konnte einen Korb mit 70 Pfund hochziehen. Das Rad von Kassel war etwa 45 cm breit und hatte statt vier Stampfen nur zwei, dafür trieb es zusätzlich eine Wasserhebeanlage an, eine Archimedische Schraube. Es wird berichtet, dass Bessler große Schwierigkeiten bei der Inbetriebnahme dieses vierten Rades hatte. Ein Hinweis auf die Wichtigkeit des Stampfwerks. Auch das viereckige Antriebsrad der Wasserhebeanlage konnte wohl kaum die notwendigen Impulse erzeugen wie es die Hebezapfen des Stampfwerks tun. Eine große Ungereimtheit beim Dauertest in Kassel ist für mich noch der Wasserverlust der Hebeanlage. Entweder konnte ausserhalb des versiegelten Raumes Wasser nachgefüllt werden oder der Vorratsbehälter war ziemlich groß. Ausserdem sonderbar: Der Test wurde im Winter (Dezember und Januar) durchgeführt. Es mussten also Vorkehrungen getroffen worden sein, dass das Wasser nicht einfriert. Immerhin war das noch in der sog. kleinen Eiszeit als die Durchschnittstemperatur in Europa mehr als drei Grad niedriger war als heute (siehe auch Maunder-Minimum der Sonnenflecken von 1645 bis 1715). |
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